Frans Francken the Younger – VERKAUFT

Frans Francken der Jüngere (1581 - Antwerpen - 1642)

Die Heilige Maria Magdalena im Gebet umgeben von den sieben Todsünden, um 1607-10

Öl auf Holz, 44 x 33 cm

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland

Dr. Ursula Härting hat die Authentizität des Gemäldes bestätigt.

Das kürzlich wiederentdeckte, ungewöhnlich gut erhaltene Gemälde von Frans Francken dem Jüngeren wurde zwischen 1607-1610 in Antwerpen gemalt. Das Gemälde zeigt die am Eingang zu einer Höhle kniende Maria Magdalena. Auf einen Totenkopf gestützt, das Kreuz umklammernd, suchen ihre mit Tränen gefüllten Augen Trost in der in Kontemplation der Heiligen Schrift. Sie wird von den sieben Todsünden in Dämonengestalt bedroht. Francken greift bei der Darstellung dieser grauenerregenden Wesen bewusst auf die Bilderfindungen von Hieronymus Bosch (1450-1516) zurück, die er in seinem Sinne variierte.[1] Dem Ansturm der widerwärtigen Gestalten trotzend, findet Magdalena Trost nicht nur in der Heiligen Schrift und im Kreuz, sondern auch im Strahl des Heiligen Lichts, das von oben links in die Höhle dringt. Ihrer Jugend und ihrer Schönheit, die im Glanz ihres Heiligenscheins erstrahlen, können die Dämonen nichts anhaben. Es sind diese krassen Kontraste widerstreitender Sphären, die den Gläubigen dazu anregen sollen, Trost im christlichen Glauben zu suchen. Das vorgestellte Gemälde spiegelt die scharfsinnige, manchmal misstönende Beredsamkeit wieder, welche das Zeitalter der Gegenreformation kennzeichnet.

Die Darstellung kombiniert zwei kurze Passagen des Neuen Testaments mit der ausführlicheren Lebensbeschreibung der heiligen Magdalena in der Legenda Aurea. Im Neuen Testament steht geschrieben, dass Jesus ihr sieben Dämonen austrieb (Markus 16,9; Lukas 8,2). Die Legenda Aurea hingegen berichtet, dass Maria Magdalena sich nach der Auferstehung Christi zu einer dreißig Jahre andauernden Buße in die Wüste zurückgezogen habe. Sie überlebte dort nicht durch Nahrung, sondern allein durch Gebete und jene Verzückung, die ihr Engel verschafften, die sie siebenmal täglich in den Himmel emporhoben.

Die sieben Todsünden sind mit goldenen Lettern in lateinischer Sprache bezeichnet. Das Entdecken und Lesen der Bezeichnungen erfordert genaues Hinsehen – vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Tafel der persönlichen Andacht diente. Die ungewöhnliche Ikonographie könnte die individuellen Wünsche des Auftraggebers spiegeln. Interessanterweise scheint die Bilderfindung bei Künstlern des frühen 17. Jahrhunderts eine gewisse Beliebtheit erlangt zu haben, da sich das Motiv auch in zwei Kopien erhalten hat[2], allerdings beide wesentlich schwächerer Qualität. Dies legt den Schluss nahe, dass es ursprünglich noch weitere Versionen und Kopien gegeben haben könnte.

Frans Francken der Jüngere, er ist das bedeutendste Mitglied einer angesehenen Malerfamilie, wurde 1581 in Antwerpen geboren. Wie seine Brüder wurde wohl auch er von seinem Vater, Frans Francken dem Älteren, in dessen erfolgreicher Werkstatt unterrichtet. Frans Francken der Jüngere avancierte im Jahr 1605 zum Meister und scheint danach einige Zeit in Holland verbracht zu haben, ehe er sich in seiner Heimatstadt als Maler niederließ. Er spezialisierte sich auf sehr qualitätsvolle Kabinettbilder, oftmals im kleinen Format und auf die Darstellung origineller Themen. Seine Ernennung zum Dekan der Lukasgilde 1614/15 kann als Ausdruck seines hohen Ansehens gedeutet werden. Nach dem Tod des Vaters 1616 übernahm er dessen Werkstatt, die unter seiner Leitung zu einer der führenden Antwerpener Werkstätten im 17. Jahrhundert aufstieg.


[1] Superbia (Anmaßung), über Magdalenas Kopf schwebend, wird durch einen Pfeil zurückgehalten, der in die Brust eingedrungen ist; Invidia (Neid), Feuerspuckend dargestellt, hält zwei Kerzen in den Händen, die vergebens die umgebene Dunkelheit zu erleuchten versuchen; Luxuria (Begierde), in Fell gekleidet, starrt mit frustrierten Augen auf die Szenerie; Gula (Gefräßigkeit), entstellt durch blaue, gelbe und rote Punkte, ist Laute spielend dargestellt. Sie wird flankiert von Avaritia (Habgier) und Ira (Zorn), welche zur Laute singen; als letzte der sieben Todsünden sitzt Acedia (Faulheit) am Boden und betrachtet Ira mit einem teuflischen Lächeln.

[2] Beide Kopien sind in der Fotographischen Bibliothek des Rijksbureau voor Kunsthistorische Dokumentatie (RKD) in Den Haag dokumentiert. Eine Kopie befindet sich heute in einer Schweizer Privatsammlung (45,4 x 34,8 cm). Die zweite Kopie war 1997 bei Fischer Auktionen Luzern angeboten (20 November, Los 1002, 63 x 52,5 cm).

Kommentare sind deaktiviert

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen