Wilhelm von Kobell – VERKAUFT

Wilhelm von Kobell (Mannheim 1766 - 1853 München)

Begegnungsbild mit Jägern vor Leutstetten und dem Starnberger See, 1821

Öl auf Holz, 32,5 x 40,9 cm

Signiert und datiert unten rechts WK (ligiert) 1821

Provenienz:
Privatsammlung Georg Schäfer, Schweinfurt (Inv. Nr. 1565)
Privatsammlung, Deutschland

Ausstellung:
Von Tischbein bis Spitzweg, Ausstellung von Werken aus bayerischem Privatbesitz. Deutsche und österreichische Malerei von 1780-1850, Kunstverein München 1960, Kat. Nr. 73, Abb. 10
Gedächtnisausstellung zum 200. Geburtstag des Malers Wilhelm von Kobell 1766-1853, München, Haus der Kunst 1966, S. 85, Kat. Nr. 165, mit Abb.
Der frühe Realismus in Deutschland 1800-1850. Gemälde und Zeichnungen aus der Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum 1967, S. 187, Kat. Nr. 143 mit Abb.
Wilhelm von Kobell, Meister des Aquarells, Kat. Ausst. Schweinfurt, Museum Georg Schäfer, München 2006, S. 98, Kat. Nr. 56

Literatur:
Waldemar Lessing, Wilhelm von Kobell, 2. Aufl. München 1966, Farbtafel S. 48
Siegfried Wichmann, Wilhelm von Kobell. Monographie und kritisches Werkverzeichnis der Werke, München 1970, S. 423, Nr. 1238
Paul Ernst Rattelmüller, Jagdromantik in der Malerei des 19. Jahrhunderts, München 1977, Nr. 24 mit Abb.
Horst Ludwig, Münchner Maler im 19. Jahrhundert, Bd. 2, München 1982, S. 350

 

 

Wilhelm Kobell entstammte einer Mannheimer Malerfamilie. Er folgte seinem Vater Ferdinand Kobell als Hofmaler des Kurfürsten Karl Theodor und bekleidete dieses Amt auch unter dessen Nachfolgern Maximilian I. Joseph und Ludwig I., Könige von Bayern. In der napoleonischen Ära war er mit der Fertigung mehrerer Schlachtenzyklen für das Königshaus beschäftigt und inspirierte sich dabei an niederländischen Vorbildern des 17. Jahrhunderts.[1]

Seine künstlerischer Reife und Originalität erreicht er aber nach der napoleonischen Zeit, als die höfischen Aufträge zurückgehen. Die neuen Auftraggeber aus dem Münchner Bürgertum und dem ländlichen Adel bediente Kobell mit dem Begegnungsbild, das sein wesentlicher Beitrag zur biedermeierlichen Malerei des frühen 19. Jahrhunderts ist.[2] In naturnaher Beobachtung sind darin Personen und Landschaft gleichberechtigt verbunden. Johann Georg von Dillis, die zweite große Künstlerpersönlichkeit in Süddeutschland, machte Wilhelm Kobell für natürliche Lichteffekte und die daraus resultierende kräftigere, kontrastreiche Farbpalette empfänglich. Die Begegnungsbilder zeigen reale, naturnah empfundene oberbayrische Landschaften. Die Uniformen und Trachten der dargestellten Personen spiegeln das Milieu der Auftraggeber. Der Künstler stellt sie in leichter Untersicht dar, so stehen sie nicht vor der Landschaft, sondern kontrastieren effektvoll gegen blaue Sommerhimmel, was ihnen einen monumentalen Zug verleiht.

Kobell_Skizze

Abb. 1 Wilhelm von Kobell, Skizzen nach einem Reiter, um 1820, Bleistift auf Papier, 83 x 208 mm, Privatsammlung (WVZ 1231)

Unser Gemälde besticht durch eine im Sonnenuntergang leuchtende sommerliche Voralpenlandschaft. Der hohe Himmel nimmt mehr als die Hälfte der Bildfläche ein. Der Künstler wählt seinen Standort auf dem Moränenrücken oberhalb des Dorfes Leutstetten, von wo der Blick von der Kirche St. Alto über das Leutstettener Moor bis zum Starnberger See schweift. Am Horizont erheben sich Wetterstein- und Karwendelgebirge. Auf dem breiten Weg im Vordergrund begegnen sich zwei Jäger: der eine, elegant gekleidet auf dem Schimmel, ist dem Betrachter zugewandt, wohl auf dem Weg zur Jagd; der andere, in Uniform, ist von seinem Rotfuchs abgesessen, sein Jagdgehilfe hat die Strecke ausgebreitet. Die kontrastierende Positionen und Farben der Pferde wiederholen sich in den beiden Hunden rechts. Die Skizze nach einem Reiter (Abb. 1) nimmt ebenso wie das 1820 datierte Aquarell Beendete Jagd am Ammersee (WVZ 1225) Bezug auf die Gruppe im Vordergrund.

Wilhelm von Kobell erhielt seine künstlerische Ausbildung zunächst durch den Vater, den Landschaftsmaler Ferdinand Kobell, danach an der Mannheimer Akademie. 1792 folgte er dem Ruf von Kurfürst Carl Theodor als Hofmaler an die Residenz nach München. Hier blieb er, unterbrochen durch Reisen nach Wien 1809, Paris 1810 und Rom 1818, bis zu seinem Tod 1855 ansässig. Mit dem Wechsel nach München traten die holländischen Vorbilder hinter seinen sich entwickelnden eigenen Stil zurück. Für Ludwig I. malte Kobell in den Jahren nach 1808 vorwiegend Schlachten. Mit Albrecht Adam und Peter von Hess gehörte er zu den bedeutendsten Schlachtenmalern der napoleonischen Zeit. Sein wichtigster Beitrag zur Malerei des frühen 19. Jahrhunderts ist aber unzweifelhaft das Begegnungsbild.

1814 erfolgte Kobells Ernennung zum Professor für Landschaftsmalerei an der Münchner Akademie in der Nachfolge von Johann Georg Dillis. Mit dem wachsenden Interesse an der Historienmalerei und der Berufung von Peter von Cornelius zum Akademiedirektor geriet das Landschaftsfach ins Hintertreffen, was 1826 zur Auflösung der Landschaftsklasse führte.

 


[1] Zu Kobell siehe u.a. Siegfried Wichmann, Wilhelm von Kobell. Monographie und kritisches Werkverzeichnis der Werke, München 1970. Horst Ludwig, Münchner Maler im 19. Jahrhundert, Bd. 2, München 1982, S. 350.

[2] Zu Kobells Begegungsbildern siehe Wichmann, op. cit., S. 72-74.

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