Jean-Baptiste-Camille Corot – VERKAUFT

Jean-Baptiste-Camille Corot (1796 - Paris - 1875)

Die Terrasse der Villa Doria Pamphili, Rom 1826-1827

 

Öl auf Leinwand, 37,5 x 46,5 cm
Nachlassstempel unten links VENTE / COROT
Rückseitig Vente Corot Wachssiegel auf dem Spannrahmen

Provenienz:
Im Besitz des Künstlers
Nachlassauktion Vente Corot, Paris, Hôtel Drouot, 26.05.1875, Los 8 für 440 Francs (als Rome: villa Pamphili)
Georges Lemaistre, Großneffe des Malers (erworben 1875 im Vente Corot)
Nachlassauktion Vente Lemaistre, 1902
Sammlung Henri Darasse
Nachlassauktion, Hôtel Drouot, Paris, 6.12.1909 (für 3.000 Francs)[1] Privatsammlung, Kalifornien (bis 1961)
London, Sotheby's, Auktion, 2.12.1970, Los 17
Richard L. Feigen & Co., New York
New York, Sotheby's, Auktion, 27.10.1988, Los 26
Privatsammlung

Literatur:
Alfred Robaut, L'oeuvre de Corot, Werkverzeichnis, Paris 1905, Bd. II, S. 38, Nr. 98, Abbildung S. 39
Alfred Robaut, L'oeuvre de Corot, Werkverzeichnis, Paris 1965, Bd. II, S. 38, Nr. 98; S. 39 mit Abbildung; Bd. IV, S. 194 mit Abbildung

 

Die Villa Doria Pamphili mit ihrem großen Park liegt an der Via Aurelia Antica westlich des Stadtteils Trastevere in nicht allzu großer Entfernung zum Vatikan.[2] Als Motiv diente Jean-Baptiste-Camille Corot eine heute nicht mehr existente Terrasse, die sich in der Parkanlage nördlich der Villa befand. Wie auch bei vielen anderen Skizzen und kleinformatigen Gemälden die am Ende seines ersten Romaufenthalts (1826-1827) entstanden sind, verzichtet der Maler weitgehend auf die Darstellung von Details. Einzelheiten der Architektur und der Vegetation fehlen fast gänzlich. Die schlängelnden Äste der Bäume erinnern in ihrer Vereinfachung an Felix Vallotton. Rechts im Bild an der Mauer steht einer jener Brunnen, wie sie im Rom des 19. Jahrhunderts so zahlreich waren.[3]

Corot konzentriert sich ganz auf Licht und Farbe, wodurch die Werke seiner ersten Romreise spontan und locker, die Bildausschnitte fast zufällig wirken. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Motive mit großer Akkuratesse komponiert sind. Die Baumreihe auf der linken und die Mauer auf der rechten Seite laufen in einem Fluchtpunkt zusammen, dem hellen Lichtpunkt am Ende der Allee. Er liegt exakt im Goldenen Schnitt – ein Kompositionsmerkmal, dessen sich im weiteren Verlauf des Jahrhunderts auch die Fotographie bedienen sollte. Corots wegweisendes Verdienst liegt eben darin, dem zufälligen Naturausschnitt eine feste Komposition verliehen zu haben.

Die Maler Achille-Etna Michallon und Jean-Victor Bertin lehrten Jean-Baptiste-Camille Corot die Grundlagen der klassischen Landschaftsmalerei und hielten ihn von Anfang an zu direkten Naturstudien in der Tradition ihres Lehrers Pierre-Henri de Valenciennes an. Im Herbst 1825 beschloss der neunundzwanzigjährige Corot auf Anraten seines Lehrers Bertin nach Italien zu reisen. Er erreichte Rom im November 1825 und begann unverzüglich, so wie er es während des gesamten dreijährigen Aufenthalts pflegte, die Stadt und ihre nähere Umgebung zeichnerisch und malerisch zu erkunden. Robaut, der Verfasser des Werkverzeichnisses, führt mehr als 200 Zeichnungen und etwa 150 kleine Bilder an - études d’après nature oder einfach études, wie Corot selbst seine italienischen Landschaften nannte. Die erste Italienreise gilt als die wichtigste Schaffensperiode des Künstlers.[4]

Corots Reifeprozess als Pleinairmaler vollzog sich allem Anschein nach rapide. Meist arbeitete er in Gesellschaft anderer junger Maler. Nach wenigen Monaten des gemeinsamen Malens vor der Natur hatte er die anderen überflügelt, denn bereits im März 1826 nannte man ihn im Kreis der französischen Künstlerfreunde „unseren Meister“[5]. Noch heute wird den Studien der ersten Italienreise die größte Wertschätzung zu Teil. Sie zählen zu den Hauptwerken der Landschaftskunst des 19. Jahrhunderts und zu den in Sammlerkreisen gesuchtesten Arbeiten des Künstlers.


[1] Vgl. Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe, Heft 5, Jahrgang VII, Berlin 1909, S. 283.

[2] Geschichte der Villa Pamphili vgl. Carla Benocci (Hg.), Villa Doria Pamphilij, Rom 2005.

[3] Wir danken Herrn Prof. Dr. Raimund Wünsche und Herrn Prof. Dr. Arnold Nesselrath für ihre Hilfe bei der Recherche.

[4] Paysages d’Italie. Les peintres du plein air (1780-1830), Kat. Ausst. Galeries nationales du Grand Palais, Paris, 3. April – 9. Juli 2001, Centro Internazionale d’Arte e di Cultura di Palazzo Te, Mantua, 1. September – 16. Dezember 2001, Paris 2001, S. 189ff.

[5] Robaut, Documents sur Corot, Bd. 2, S. 84 (Bibliothèque Nationale, Cabinet des Estampes, Yb.3.949 4to).

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