Jean-Baptiste-Camille Corot – VERKAUFT

Jean-Baptiste-Camille Corot (1796 - Paris - 1875)

Die Ruine des Claudianischen Aquäduktes am Fuße des Palatin, Rom, 1826/27

Öl auf Papier auf Leinwand montiert, 21,6 x 32,4 cm

Literatur:
Dieterle, P. u.a. (Hrsg.), Corot: cinquième supplément à „L’Oeuvre de Corot“ par A. Robaut et E. Moreau-Nélaton, Éditions Floury, Paris 1905, zweite Auflage, Paris 2002, S. 14, Nr. 11, S. 15 (Abb.)

Ausstellung:
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe und Margot Stuffmann (Hrsg.), Camille Corot. Natur und Traum, Kat. Ausst. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 2012/2013, Karlsruhe 2012, Kat. Nr. 21, S. 68 (Abb.)

Provenienz:
Privatsammlung Frankreich

 

Die Maler Achille-Etna Michallon und Jean-Victor Bertin lehrten Jean-Baptiste-Camille Corot die Grundlagen der klassischen Landschaftsmalerei und hielten ihn von Anfang an zu direkten Naturstudien in der Tradition ihres Lehrers Pierre-Henri de Valenciennes an. Im Herbst 1825 beschloss der neunundzwanzigjährige Corot auf Anraten seines Lehrers Bertin nach Italien zu reisen. Er erreichte Rom im November 1825 und begann unverzüglich, so wie er es während des gesamten dreijährigen Aufenthalts pflegte, die Stadt und ihre nähere Umgebung zeichnerisch und malerisch zu erkunden. Robaut, der Verfasser des Werkverzeichnisses führt mehr als 200 Zeichnungen und etwa 150 kleine Bilder an - études d’après nature oder einfach études, wie Corot selbst seine italienischen Landschaften nannte. Die erste Italienreise gilt als die wichtigste Schaffensperiode des Künstlers.[1]

Corots Reifeprozess als Pleinairmaler vollzog sich allem Anschein nach rapide. Meist arbeitete er in Gesellschaft anderer junger Maler. Nach wenigen Monaten des gemeinsamen Malens vor der Natur hatte er die anderen überflügelt, denn bereits im März 1826 nannte man ihn im Kreis der französischen Künstlerfreunde „unseren Meister“[2].

Noch heute wird den Studien der ersten Italienreise die größte Wertschätzung zu Teil. Sie zählen zu den Hauptwerken der Landschaftskunst des 19. Jahrhunderts und zu den in Sammlerkreisen gesuchtesten Arbeiten des Künstlers.

Aus den Reisenotizen Corots ergibt sich, dass unsere Studie im Sommer des Jahres 1826 oder 1827 entstanden sein muss - auch der hohe Sonnenstand, die kurzen Schatten und das gleichmäßige Licht der Darstellung unterstützt eine Entstehung im Sommer.[3] Dargestellt ist ein Abschnitt des antiken, einst monumentalen Aquädukts, das Kaiser Claudius c. 50 n. Chr. erbauen ließ, um die Wasserversorgung der Villen und kaiserlichen Paläste auf dem Palatin, einem der sieben Hügel Roms, zu sichern. Heute ist dieses Fragment restauriert. Es steht direkt an der Via di San Gregorio, nahe dem Forum unterhalb des Palatin (Abb.1).[4] Das Motiv stellten auch andere Pleinairmaler aus unterschiedlichen Perspektiven dar (Abb. 2).

claudian_aqueduct

Abb.1

Corots Auffassung des Motivs mutet auf den ersten Blick fotografisch an. Tatsächlich ist es aber sorgfältig komponiert. In sanft ansteigenden Diagonalen wird der Blick durch das Bild geführt – der Verlauf der Mauer, die untere und die gegenläufige obere Begrenzungslinie des Aquäduktes. Einzelheiten der Architektur und der Vegetation fehlen. Alle Konzentration liegt auf der Farbigkeit im Wechsel von Licht- und Schattenpartien.

Die Freilichtmalerei in Rom konnte zu Corots Zeit bereits auf eine Tradition von nahezu fünf Jahrzehnten zurückblicken. Corots wegweisender Verdienst liegt darin, dem zufälligen Naturausschnitt eine feste Komposition verliehen zu haben. Peter Galassi schreibt: Durch künstlerische Distanz und Überlegung hat Corot die empirische Genauigkeit der Freilichtmalerei mit der malerischen Strenge der klassischen Tradition verschmolzen.[5]

ruinsoftheclaudianaqueduct_Giroux

Abb. 2 André Giroux, Die Ruinen des claudianischen Aquädukts, Rom, c.1826-29, Öl auf Papier auf Leinwand, 16.5 x 21.6 cm

Jean-Baptiste Camille Corot gilt als ein Hauptvertreter der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Bereits in den Anfängen seiner Ausbildung sucht er die unmittelbare Auseinandersetzung mit der Natur, etwa in Ville d’Avray, wo seine Eltern ein Landhaus besitzen, in der Umgebung von Paris, in Dieppe und Rouen. Als einer der ersten Künstler besucht er den Wald von Fontainebleau, der im späteren Jahrhundert durch die Barbizon Maler berühmt werden sollte, bevor er 1825 die erste Italienreise antritt. 1828 kehrt Corot nach Paris zurück und wendet sich verstärkt dem Porträt zu. Er trifft auf Paul Huet, Théodore Rousseau und Narcisse Diaz de la Peña und hält sich 1830-33 regelmäßig in Fontainebleau auf. 1834 reist er nach Norditalien und 1843 erneut nach Rom. In seinen späteren Jahren bereist er intensiv Holland und Frankreich, die Schweiz und England.

 

Ab 1840 etabliert sich Corot als einer der wichtigsten zeitgenössischen französischen Maler. Seine Werke sind nicht nur bei privaten Sammlern geschätzt, sondern werden jetzt auch vom Staat erworben. Um die Jahrhundertmitte kommt es zu einer Veränderung in Corots künstlerischem Schaffen. Er wendet sich den lyrisch-arkadischen Landschaften zu, die für seinen Spätstil charakteristisch werden und von der Stimmungsmalerei Claude Lorrains inspiriert sind. Dem Interesse an der Freilichtmalerei bleibt er aber verpflichtet. Auf der Weltausstellung in Paris 1855 erhält Corot eine Medaille erster Klasse, der Salon von 1859 leitet auch seinen kommerziellen Erfolg ein. Seit Mitte der 1860er Jahre hat er Kontakt mit den Impressionisten, die auf seinen künstlerischen Errungenschaften aufbauen.[6]


[1] Paysages d’Italie. Les peintres du plein air (1780-1830), Kat. Ausst. Galeries nationales du Grand Palais, Paris, 3. April – 9. Juli 2001, Centro Internazionale d’Arte e di Cultura di Palazzo Te, Mantua, 1. September – 16. Dezember 2001, Paris 2001, S. 189ff

[2] Robaut, Documents sur Corot, Bd. 2, S. 84 (Bibliothèque Nationale, Cabinet des Estampes, Yb.3.949 4to)

[3] Galassi Peter, Corot in Italien. Freilichtmalerei und klassische Landschaftstradition, München 1991, S. 133f

[4] Corots wählte seinen Standpunkt östlich der alten {in den 1930er Jahren ausgebauten}Via di S. Gregorio, am Fuße des Caelius unterhalb der Stufen zur Kirche San Gregorio al Celio. Das Gebäude im Hintergrund unseres Gemäldes stellt das Konvent San Bonaventura auf dem Palatin dar.

[5] Galassi, op. cit., S. 143

[6] Conisbee, Philipp u.a. (Hrsg.), In the Light of Italy. Corot and early open-air painting, Kat. Ausst. National Gallery of Art, Washington, 26. Mai – 2. September 1996, The Brooklyn Museum, 11. Oktober 1996 – 12. Januar 1997, The Saint Louis Art Museum, 21. Februar – 18. Mai 1997, National Gallery of Art, Washington 1996 .

 

Kommentare sind deaktiviert

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen